Kununu & Co.: Die Macht der Arbeitgeber-Bewertungen
Wenn wir uns auf Onlineshops tummeln, fällt unser Blick meist auf die Bewertungen, die andere Kund:innen über das Produkt oder die Dienstleistung gemacht haben. Ob das jeweilige Urteil echt ist, soll ab 28. Mai 2022 ein neues Gesetz regeln. Die neuen Transparenz- und Hinweispflichten für Onlineshops müssen genau erklären und sicherstellen, dass Bewertungen nicht gefälscht sind. Noch ist fraglich, ob wir hier auf mehr Transparenz hoffen können.
Wie sieht es aber auf dem Arbeitsmarkt aus? Bevor sich Bewerber:innen für oder gegen einen Job entscheiden, durchforsten sie die Karriere-Webseiten sowie die Einträge auf Bewertungsplattformen wie kununu und Xing. Doch wo fängt eine realistische Außenwirkung an und ab wann sprechen wir von Irreführung der Kandidat:innen? Denn es gibt Arbeitsverhältnisse, die nicht immer im Guten auseinandergegangen sind, bei denen der Frust auf (ehemaliger) Mitarbeiterseite groß ist. Wie aber manövrieren sich Talente am besten durch das Meer an Portalen, Webseiten und News über das anvisierte Unternehmen?
Talents im Bewerbungsprozess: Wie wichtig sind Online-Bewertungen wirklich?
In einer Studie des HR-Marktforschungsunternehmens Trendence zu Beginn des Jahres, spiegelte sich in Zahlen wieder, was bereits längst gang und gäbe ist: Bewerber:innen überprüfen die Arbeitgeberversprechen auf den Bewertungsportalen und ziehen im Notfall auch Konsequenzen. Von den 1.647 Studienteilnehmer:innen informieren sich drei Viertel auf Arbeitgeberbewertungsplattformen wie kununu. Mehr als ein Viertel der Befragten (28,4 Prozent) stellte eine Diskrepanz zwischen den Bewertungen und der Arbeitgeberkommunikation fest – 39,4 Prozent fiel das zumindest gelegentlich auf.
Stießen die Talente auf Widersprüche, so blieb das für die Arbeitgeber:innen nicht ohne Folgen. Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) verzichtete in diesem Fall auf eine Bewerbung bei besagtem Unternehmen. 45,8 Prozent der Teilnehmenden bewerben sich dennoch, allerdings nicht ohne das Unternehmen im Vorstellungsgespräch mit den Widersprüchen zu konfrontieren. Ein weiterer Grund der Unternehmen für Bewerber:innen ins Aus schießt, sind Unternehmen, die insgesamt weniger als 2,5 Sterne vorzuweisen haben.
Tipps und Tricks für mehr Klarheit
Bewerbende legen also großen Wert auf die Bewertungen von Unternehmen, die im Internet zu finden sind. Wie kann jedoch sichergestellt werden, dass die Bewertungen auch vertrauenswürdig und echt sind? Bei Trustpilot tummeln sich beispielsweise zahlreiche Beschwerden über die Bewertungsplattformen kununu oder auch Glassdoor. So könnten Unternehmen die negativen Bewertungen einfach löschen lassen. Die gelöschten Bewertungen seien auch nach Einreichen eines Beschäftigungsnachweises seitens ehemaliger Mitarbeitender offline geblieben. Zudem seien potenzielle Fake-Bewertungen aufgefallen, die als Reaktion auf negative Bewertungen folgten.
Um sich nicht hinters Licht führen zu lassen, sollte beim Lesen von kununu-Bewertungen auf diese Kriterien geachtet werden:
- Je mehr Bewertungen abgegeben wurden, desto besser können die Bewertungen auch miteinander verglichen- und in einen Kontext gesetzt werden. Kein Unternehmen ist perfekt. Lassen sich in den Bewertungen Hinweise auf kleinere- oder auch größere Fehler finden, und sind die Bewertungen in sich stimmig, so ist dies schon ein Hinweis auf Authentizität.
- Verschiedene Webseiten bieten verschiedene Perspektiven. Oft ist es sinnvoll, mehr als eine Bewertungsplattform abzuchecken, um ein umfangreiches Bild über eine:n Arbeitgeber:in zu bekommen.
- Über LinkedIn ist einzusehen, welche ehemaligen Mitarbeiter:innen bei einem Unternehmen beschäftigt waren. Eine besonders authentische und persönliche Arbeitgeber:innenbewertung kann im Zweifel auch von diesen ehemaligen Mitarbeitenden eingeholt werden.
Aufs Bauchgefühl kommt es an
Abschließend lässt sich festhalten, dass Bewertungen von kununu und Co. einen sinnvollen ersten Einblick in ein Unternehmen bieten können. Jedoch sollten die Bewertungen mit einem kritischen Blick gelesen werden, da keine Garantie auf Echtheit besteht. Vor allem ausschließlich positive Bewertungen – aber auch eine äußerst negative Bewertung, die sonst gar nicht ins Bild passt – sollten die Alarmglocken läuten lassen. Ob Bewerber:innen am Ende zu einem Unternehmen passen, kann wohl nie mit Sicherheit vorausgesagt werden. Daher sollte beim Bewerbungsprozess – neben dem Check der Bewertungsplattformen – auch auf das Bauchgefühl gehört werden, um ein Perfect-Match zwischen Arbeitnehmer:in und Arbeitergeber:in zu finden.