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Kamal Nicholas

Viele Umwege machen den Weg in eine PR-Agentur erst so richtig spannend

Wenn ich mir meinen aktuellen beruflichen Werdegang auf meinem LinkedIn-Profil anschaue, wird mir schon fast etwas schwindlig. Zu finden sind dort zahlreiche Stationen in den verschiedensten Bereichen, die im weitesten Sinne zum „Marketing“ zählen. Und dabei habe ich sogar ein paar Sachen ausgelassen. Ob Agentur, Start-up, mittelständisches Unternehmen oder globaler Konzern, als Redakteur, (Video-)Moderator, Brand Manager oder Team-Lead, festangestellt, freiberuflich, fest-frei oder halb fest, halb frei: Meine Arbeitgeber, Berufsbezeichnungen und Anstellungsverhältnisse sind doch recht umfangreich. Und jetzt auch noch PR – der eine Job, den ich eigentlich nie machen wollte. Warum dann also doch?

Aller Anfang ist schwer

PR-Karriere von Kamal Nicholas

Ich muss etwas weiter ausholen, um meinen teilweise doch sehr holprigen Karrierepfad etwas besser zu skizzieren. Ich war nicht der beste Schüler. Ab der 10. Klasse  haben mich viele Sachen interessiert – der Lehrstoff gehörte eher nicht dazu. Das ist wohl auch der Hauptgrund, weshalb ich die 11. Klasse gleich zweimal durchlief. Nach dem Abitur folgte erst einmal die damalige Zivildienst-Pflicht. Ein Glück für mich, denn ich hatte absolut keine Ahnung, was ich beruflich machen sollte. Einigermaßen klar war, dass ich studieren würde, irgendwas mit Sprache und Kommunikation sollte es sein. 

Über meinen damaligen Zivi-Kollegen bin ich dann nach Karlsruhe geschlittert. Grund dafür war vor allem, dass wir uns sehr mochten und er dort an die Uni wollte, um Maschinenbau zu studieren. Also habe ich im Programm der Uni gestöbert, was mir gefallen könnte, und Germanistik für mich entdeckt. Immerhin etwas mit Sprache, Latinum und NC nicht nötig, die Hürde also gering – auch wenn mich bei der Wohnungssuche ein älterer Herr auslachte, als ich ihm erzählte, dass ich Germanistik an der TH Karlsruhe studieren wolle. Für Geistes- und Sozialwissenschaften ist diese Universität nicht besonders bekannt und das Germanistik-Studium war zu großen Teilen bemerkenswert unaufgeregt. Im Nebenfach entschied ich mich für das damals spannender klingende Fach „Journalismus und Technik der elektronischen Medien“. Was genau ich damit später machen würde, war mir zu dem Zeitpunkt ein Rätsel, aber das war egal. Ich war nie jemand, der große Pläne machte. So etwas wie ein Fünf-Jahres-Plan war für mich absoluter Unsinn (und ist es auch heute meist noch).

Stolpersteine und Herausforderungen

Es folgten ein paar Jahre mit ersten Berufserfahrungen, verschiedenen Wohnorten und sehr viel Abwechslung: Darmstadt, Karlsruhe, Lüneburg, Los Angeles –  die großen Städte dieser Welt. Dann auf einmal Berlin, ganz ohne wirkliche Perspektive (kein Job) und mit wenig Gespartem (ca. 1.000 Euro). Um 2007 herum ging das allerdings noch sehr gut in der deutschen Hauptstadt. Die ersten Monate waren dennoch hart, oft frustrierend und führten dazu, dass ich der Stadt nach einem halben Jahr den Rücken kehren wollte. Ich war sogar fast bereit, zu meiner Mutter zurückzuziehen (die Verzweiflung war also real).

Kamal Nicholas

Dies änderte sich, nachdem ich Anschluss in einer damals kleinen (und heute ziemlich großen) Werbeagentur fand, wo ich das Gefühl hatte, endlich verstanden zu werden – ganz gemäß deren damaligem Slogan „Jung und schlecht gelaunt“. Es folgte mein erster Job in einem Start-up (damals war der Begriff noch nicht etabliert, Zalando war aber genau das) und damit ein Blick in eine Welt, die für mich vorher kaum existierte: Aufbruch und Aufruhr, schnelle Veränderungen, eine hohe Dynamik und meist direkte Kommunikationswege. Das war spannend und aufregend, wenn auch unfassbar schlecht bezahlt. Hier entdeckte ich meine Leidenschaft für Content. Von Bekleidung und Mode-Accessoires fand ich den Weg in die Welt der Consumer Electronics und schrieb fortan über Smartphones, mobile Betriebssysteme und Apps. Von der redaktionellen Seite wechselte ich dann auf die eines Unternehmens. Gleichzeitig wuchs meine Lust am Ausprobieren – aber auch die Suche nach etwas, das mich nicht nur inhaltlich, sondern auch in Sachen Unternehmenskultur glücklich machen könnte.

Weitere Jobs und Experimente folgten. Eine wahnsinnig anstrengende Zeit, die aber auch extrem lehrreich war. Abseits der eigentlichen Aufgaben meiner Jobs lernte ich sehr Wertvolles über Zusammenarbeit und Team-Gefüge, Hierarchien, die Wichtigkeit von Offenheit und Transparenz und vieles mehr. Vor allem wurde mir immer deutlicher, welche Rolle Veränderungen in meinem Leben spielten – sowohl beruflich als auch privat. Die Erkenntnis: Es kommt immer anders, als man denkt, und das ist oft auch gut so – spätestens im Nachhinein. Aus eben diesem Grund habe ich mich deshalb auch im Rahmen meines letztens Jobs zu einem Fernstudiengang im Bereich Change Management entschieden, den ich vor kurzem erfolgreich abgeschlossen habe. Das mit dem Lernen und Spaß daran haben geht also doch!

Neue Wege gehen trotz Furcht und Skepsis

Dann kam Corona. Der Job im Start-up ging (wurde gegangen), das Fernstudium blieb und die Frage eröffnete sich, wie es nun weitergehen sollte. Mein Plan war eigentlich, dass ich mich erstmal ein wenig ausruhe, Luft hole und ganz entspannt überlege, was ich eigentlich will. Gleichzeitig trudelten aber auch interessante Jobangebote als Freelancer und die Unterlagen des Job-Centers ein, die ich nicht ausfüllen wollte. Zudem mag ich selbstverdientes Geld. Und dann kam das Angebot von Laika.

Zugegebenermaßen: Ich war zunächst etwas skeptisch. In die PR wollte ich eigentlich nicht (mehr). Grund dafür waren vor allem meine ersten Erfahrungen in diesem Bereich, die ich als wenig positiv in die Schubladen meiner Karrierekommode abgelegt habe. Die  abwechslungsreichen Themen, die von Public-Relations- und Kommunikationsagenturen behandelt werden, fand ich zwar schon sehr interessant, gleichzeitig hatte ich aber einige Vorbehalte gegenüber der PR: viele unbezahlte Überstunden, Wochenendarbeit, geringe Wertschätzung, strikte Top-Down-Hierarchien und Ego-Machtkämpfe, wahrscheinlich ganz viel Oberflächlichkeit und natürlich konstante Überanstrengung. Auf keinen Fall wollte ich das für mich. 

Doch mit Laika stellte ich schnell fest, dass es auch ganz anders geht: modulare Arbeitsmodelle mit Teil- und Vollzeit sowie Festanstellung oder freier Mitarbeit. Arbeiten wirklich auf Augenhöhe. Ein respektvoller Umgang miteinander. Vertrauen und gegenseitige  Rückendeckung. Vielfalt sowohl im Team als auch bei den Kunden. Fortbildungen, Forderung und Förderung der Mitarbeitenden und viele Möglichkeiten, sich selbst einzubringen und zu verwirklichen. Plus Wellbeing-Index und Mindfulness Day. Während der Inhalt meiner Arbeit definitiv sehr spannend ist, wurde mir durch dieses für mich neue Umfeld vor allem eines klar: Noch wichtiger als meine eigentlichen Aufgaben ist für mich die gelebte Kultur eines Unternehmens. Die Betonung liegt dabei auf „gelebt“, denn große Worte schwingen kann jeder und tun viele. Wirklich nach diesen Prinzipien zu leben und zu handeln ist aber eine ganz andere Sache, die nicht einfach von alleine entsteht, sondern für die sich alle gemeinsam einsetzen müssen. Ein Team, mit dem man „durch dick und dünn“ gehen kann, ist für mich – natürlich neben einer angemessenen Entlohnung – das Wichtigste im beruflichen Kontext.

Ich bin sehr dankbar, dass mich meine ganzen Umwege in die Situation geführt haben, in der ich mich jetzt befinde. Und ich bin froh, Menschen gefunden zu haben, für die „Zusammenarbeit“ das Gleiche wie für mich bedeutet. Dazu musste ich natürlich auch erst einmal lernen, dieses Bedürfnis zu formulieren. Jetzt, wo ich das kann, wird es vielleicht sogar noch aufregender. Zur selben Zeit macht sich glücklicherweise auch immer mehr eine innere Ruhe und Selbstsicherheit breit. Die Rastlosigkeit und Unruhe der letzten Jahre weichen so langsam einem Gefühl der Entspannung, die aber keinesfalls mit Langeweile gleichzusetzen ist. Dies ist sicherlich auch dem breiten Aufgabenfeld der PR-Welt zu verdanken, in dem ich mich austoben kann.

Autor: Kamal Nicholas

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