Nachhaltige Brands = Nachhaltige Kommunikation?

Das Bewusstsein um Nachhaltigkeit und damit die Nachfrage nach nachhaltigen Brands wird immer größer. Auf diesem Markt haben sich Geraldine Kahl und Sarah Andersen etabliert. Mit AWAKE Communications haben die beiden 2018 eine Agentur für nachhaltige Kommunikation gegründet. Geraldine Kahl und Sarah Andersen kommen aus der klassischen Fashion PR und haben innerhalb ihrer langen Agentur-Historie auch schon für Fast-Fashion-Brands gearbeitet. Heute vermarkten sie dagegen Naturkosmetik und Fair-Fashion und haben gemerkt, dass bei der Kommunikation von und für nachhaltige Brands eine ganz neue Herangehensweise gefragt ist. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit nachhaltigen Brands? Darüber haben wir in unserer fünften Fairgency Story mit den Co-Founderinnen gesprochen. 

Vor einigen Jahren lief die Zusammenarbeit mit nachhaltigen Brands noch auf einer eher kleineren Flamme, weil die Nachfrage noch gefehlt habe und damit auch die finanziellen Möglichkeiten für umfangreiche PR. Geraldine Kahl erzählt: “Wir wollten nachhaltigen Brands eine Bühne bieten und unsere Expertise dafür einsetzen, diese noch stärker sichtbar zu machen. Am Anfang war das Budget schon ein Thema. Dieses ist mittlerweile allerdings üblicherweise gewachsen.” Sarah Andersen ergänzt: “Corona hat uns ein bisschen in die Hände gespielt. Die Zeit hat viele Menschen aufgerüttelt, was ihren Konsum angeht.” 

Perfekt? Wer ist das schon

Ein wichtiger Punkt, der nachhaltige Marken von anderen unterscheide, sei der Mut zur Ehrlichkeit und eine offene Fehlerkultur. Geraldine erzählt uns: “Wir kennen aus der Marketing-, PR- oder Berufswelt im Allgemeinen diesen Drang nach Perfektion oder zumindest den Anschein danach erwecken zu wollen. Dabei entspricht das oft dann gar nicht der Realität. Es ist wichtig, Fehler zugeben zu können. Da haben wir viel von unseren nachhaltigen Kunden gelernt. Wir haben tolle Kunden, die sehr transparent und ehrlich kommunizieren und letztendlich auch sagen:

Hey, Nachhaltigkeit ist ein Weg. Wir sind alle nicht zu 100 Prozent nachhaltig und daher ist es auch unsinnig, Werbeslogans rauszuposaunen, die das implizieren. So ist es eben einfach nicht.” 

Diese Einstellung habe auch die Agentur-Kultur von AWAKE beeinflusst und inspiriert. Den Co-Founderinnen ist es sehr wichtig, dass die Mitarbeitenden wirklich Lust auf nachhaltige Brands haben. “Uns bedeutet der Spaß an der Arbeit sehr viel. Ich glaube, dass wir deswegen auch einen sehr guten Job machen”, so Sarah Andersen. Das funktioniere eben nur, wenn die Teammitglieder auf derselben Wellenlänge sind, nach denselben Prinzipien kommunizieren und einen ähnlichen, nachhaltigen Lifestyle leben. Sarah Andersen erklärt weiter: “So suchen wir unsere Teammitglieder aus. Es ist manchmal gar nicht so einfach, Menschen zu finden, die sich tatsächlich für nachhaltige Brands interessieren.” Geraldine Kahl ergänzt: “Wir wachsen daher auch sehr organisch. Da sitzen keine Investoren dran und nirgendwo kommen große Geldmengen her.”

Nur Nachhaltige Kund:innen: Luxus oder ein erbrachtes Opfer?

Auch die Kund:innen werden mit Bedacht ausgewählt. Sarah Andersen berichtet: “Wir haben ein Nachhaltigkeits-Q&A, welches mit neuen Kund:innen erst einmal abgefrühstückt wird.” Dadurch werden die Kund:innen herausgefiltert, die nur Greenwashing betreiben wollen. Auf dieses Urteil vertrauen auch die Journalist:innen: “Wir sind als Agentur mittlerweile richtig bekannt für nachhaltige Brands und nachhaltige Kommunikation und das ist richtig toll.” 

Nach diesem nachhaltigen Prinzip Kund:innen und Mitarbeitende auszuwählen, kann auch mit Opfern verbunden sein. Im Sinne der Wirtschaftlichkeit tendieren viele Agenturen dazu, mal ein Auge zuzudrücken: Auch mit weniger netten Kund:innen wird zusammengearbeitet, wenn das Budget stimmt. Nur mit Kund:innen zusammenzuarbeiten, die auch dieselben Werte vertreten und auf derselben Wellenlänge surfen, ist eben auch ein Luxus. Aber es ist ein Luxus, den sich die beiden PR-Berater:innen gerne gönnen und an den sie ihre Unternehmensziele entsprechend angepasst haben. Ganz im Sinne: Qualität vor Quantität.