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Michaela Fränzer pr ip

Duales Studium: Raus aus der Agentur-Bubble

Ein Samstagnachmittag im November 2019. Während ihre Freundinnen sich in Cafés treffen und ausgedehnte Spaziergänge genießen, sitzt Michaela Fränzer nach acht Stunden Vorlesung wieder am Schreibtisch. Es ist schon dunkel. Eigentlich müsste sie nun weiter ihre Nase in die Bücher stecken. Eine Hausarbeit muss geschrieben, Studienleistungen gesammelt und Klausuren vorbereitet werden. Aber es reicht, es geht nicht mehr, rien ne vas plus.

Michaela Fränzer pr://ip Agentur Duales Studium

Fast ein Jahr lang hat die heute 26-Jährige nun durchgepowert: Als PR-Beraterin in Vollzeit gearbeitet und sich dazu im Rahmen ihres dualen Studiums noch alle zwei Wochen Donnerstag- und Freitagabend sowie den ganzen Samstag Vorlesungen besucht. Klausuren und Hausarbeiten dann zum „Feierabend“ oder Sonntag vorbereitet. Zum Essen ist sie nur noch direkt am Laptop gekommen. Aber jetzt wird es Zeit, genau diesen einfach mal zuzuklappen, ihre Freunde und Familie anzurufen, auszugehen und kurz durchzuatmen.

Wie ist Michaela an diesen Punkt gekommen? Drehen wir die Zeit noch etwas weiter zurück…

Auf der Überholspur des Lernens in die Agenturwelt eingebogen

Die gebürtige Rheinländerin, die schon seit früher Kindheit eine begeisterte Lese- und Lernratte war, landete gleich zweimal auf der Überholspur des Bildungssystems.

„Ich war im ersten G8-Jahrgang in NRW. Aufgrund des verkürzten Abiturs startete ich mit 18 Jahren direkt ins Bachelor-Studium: Crossmedia Production & Publishing am SAE Institute Bochum. Auch das war aufgrund des Feriensystems dieser Hochschule verkürzt. Ein Master kam für mich erstmal nicht in Frage, weil dieser häufig an Führungspositionen angelehnt ist, wo ich mich noch nicht sah. Mit 20 stand ich dann also schon auf dem Sprungbrett ins Berufsleben.“

Ihre Liebe zur Literatur brachte sie über Umwege zur PR. Der erste logische Schritt vom Geschichtenschreiben zu einem festen Beruf war für sie der Journalismus. Was in der Oberstufe als Praktikum in einer örtlichen Zeitung begann und sich über ihre Studienwahl manifestierte, fand jedoch eine überraschende Zäsur, als sie 2014 in einer weiteren regionalen Redaktion in der Online-Abteilung hospitierte.

„Ich wollte damals erst mal nur einen Tag schnuppern, weil ich bisher nur den Printjournalismus kannte. Das heißt, ich habe an keinen Artikeln geschrieben. Aber ich hatte mitbekommen, dass Reporter den Besitzer eines Vereinsheims interviewen wollten. Genauer gesagt: des Heims, in dem Borussia Dortmund gegründet wurde. Ich sah das Potenzial der Story und schlug vor, das Interview zu filmen. Doch mein Vorschlag stieß auf taube Ohren – in der Online-Redaktion war man damals noch nicht so weit.“

In der PR hatte sie jedoch schon häufiger beobachtet, wie unterschiedliche Formate fürs Storytelling von Unternehmen eingesetzt wurden. Daher wurde diese Perspektive immer spannender für sie und sie begann im Februar 2016 ihre PR-Karriere mit einem Volontariat in der Agentur pr://ip – Primus Inter Pares im Herzen Münsters. Und ist dort immer noch glücklich. Doch eines Tages meldete sich die – wie sie sagt – innere Streberin wieder in ihr:

Michaela Fränzer pr://ip Primus Inter Pares Agentur in Münster, Duales Studium

„Weiterbildung – ging mir nicht weit genug“

„Vor drei Jahren entschied ich mich, doch nochmal zu studieren. Dabei geht es mir nicht, wie ursprünglich von mir gedacht, um die Qualifikation zur Führungsposition. Vielmehr fehlte mir einfach der Input im Alltagsgeschäfts. Uns wurde in der Agentur immer ermöglicht, Weiterbildungen wahrzunehmen und uns auszuprobieren. Doch das ging mir nicht weit genug, denn oft fehlt im Alltag dann eben doch einfach die Zeit. Ich lerne leidenschaftlich gerne. Schon in der Grundschule war ich immer traurig, wenn die Ferien anfingen. Und ich bringe auch gerne anderen etwas bei, weswegen ich sogar beinahe Lehrerin geworden wäre. Die Option nichts Neues zu lernen, gab es für mich also nicht wirklich.“

So wählte sie den Weg des dualen Studiums an der privaten FOM Hochschule für Oekonomie & Management. Das Ziel: der BWL-Master mit Spezialisierung auf Business Consulting & Digital Management. Agenturinhaber Christoph Salzig unterstützte nicht nur beim Stemmen der Studienkosten, sondern auch mit flexiblen Arbeitszeiten sowie Kontakten oder Projekten, die für ihre Lerninhalte förderlich sein könnten.

„Ich bin stolz darauf, wie Michaela das Projekt duales Studium gemeistert hat. Natürlich profitieren auch wir von ihrem erworbenen Wissen. Vor allem geht es hier um die persönliche Perspektive. Es war unübersehbar, wie sehr sie von den Studieninhalten begeistert ist. Das strahlt dann auch auf das Team ab. Mir war aber auch wichtig, dass sich Arbeit, Lernen und Erholungsphasen die Waage halten. Bei einem solchen Pensum kann schnell einiges auf der Strecke bleiben. Da das bis zum Schluss eigentlich in keiner Phase passiert ist, sind wir im gesamten Team stolz darauf, dass Michaela das so gemeistert hat. Chapeau!“

Doch woraus gewann Michaela trotz aller Anstrengung die Motivation, das komplette berufsbegleitende Studium neben einem Beraterjob durchzuziehen? Wie ging es nach besagtem Wochenende im November 2019 weiter?

Wenn die Blase platzt: Dank berufsbegleitendem Studium neue Perspektiven gewinnen

„Ich schöpfte viel Kraft durch die Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden. Vor allem aber waren es die großen Aha-Momente, die mich immer wieder während des Studiums begeistert haben und dadurch motivierten. Und natürlich auch die ein oder andere inspirierende Lehrkraft.“

Auch wenn ihr aufgrund der digitalen Klientel, die sie bereits als PR-Beraterin betreute, so manches Thema geläufiger war als anderen, hat sie doch viele neue Sichtweisen gewonnen: Ihre Masterarbeit schrieb sie zum Beispiel über ein Plattformmodell, in dem auch soziale Organisationen integriert sind. Aus den Recherchegesprächen blieb ihr vor allem ein Inklusionsbetrieb aus Münster in Erinnerung.

„Sie suchten Leute, wie viele soziale Organisationen. Und auch wenn ihnen bewusst war, dass sie andere Wege gehen müssen, wussten sie leider nur, wie man Stellenausschreibungen in der Zeitung schaltet. Für mich war das ein starker Kontrast zu meiner eigenen Bubble; zu erfahren, wie weit weg die Digitalisierung für andere noch sein kann. Für mein tägliches Doing ist damit noch einmal mehr die Frage in den Fokus gerückt: Wo liegen die wahren Herausforderungen meiner Zielgruppen? Wie kann man Themen so darstellen, dass es wirklich das eigentliche Problem trifft?“

Von der Lernenden zur Lehrerin

Ihren Abschluss hat Michaela nun in der Tasche. Es ist Ende 2021 und sie hat seit fast drei Jahren zum ersten Mal wirklich frei nach der Arbeit. Wie geht es für die Wissensdurstige nun weiter?

„Ich neige dazu, mir zu viele Projekte gleichzeitig vorzunehmen. Deswegen muss ich gerade lernen, auch mal auf die Bremse zu treten. Jetzt ist daher erstmal Entspannung angesagt.“

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