Digital Nomad Dreams – 7 Learnings zu Remote Work
Arbeiten, wo andere Urlaub machen. Den Laptop einpacken und losfahren. Klingt definitiv verlockend. Und spätestens seit Corona haben sich viele Annahmen einstmals Weniger auch validiert: Arbeiten darf und sollte orts- (und gerne auch zeitlich) ungebunden sein. Unzählige Top Voices aus dem Arbeits-Kosmos befürworten die Work-Life-Balance, die durch “Work from Anywhere” entsteht.
Auch Selina Lücke von der Kommunikationsagenur Openers ist Verfechterin dieser Freiheit. Doch wie gelingt das Konzept “Remote Work” für Mitarbeitende und das Unternehmen gleichermaßen? Selina berichtet von ihren Erfahrungen und gibt konkrete Tipps für die praktische Umsetzung.
Der Übergang in eine neue Arbeitswelt
Die Berliner Boutique-Agentur Openers experimentierte bereits vor der Pandemie mit flexiblen Arbeitsmodellen. Beispielsweise war das ganze Team vier Wochen gemeinsam in Südafrika, um das Modell der “Workation” zu testen. Kurz darauf folgten Lockdowns, Einschränkungen und sogar Home-Office Pflichten: Corona holte die Arbeitswelt ein und ohne Vorahnung beförderte dieser Ausnahmezustand die globale Arbeitskultur auf ein neues Level.
Ein Level, welches sich aus New Work-Sicht gar nicht so schlecht anfühlt. Denn, wie wir alle wissen, war es auf einmal nahezu problemlos möglich, aus einer anderen Stadt oder gar einem anderen Land zu arbeiten. Die unterschiedlichen Modelle wie Home Office, remote Arbeiten, flexible Arbeitszeiten, Workation und Co. wurden schließlich zu einem absoluten – und begründeten – Hype in der Arbeitswelt.
Was Arbeitnehmer:innen wollen
Fakten auf den Tisch: Wir Arbeitnehmer:innen haben uns nicht nur an den Komfort, sondern vor allem an die gewonnene Flexibilität gewöhnt. Zu den alten Zuständen zurückzukehren ist keine Option und würde einen persönlichen, sowie beruflichen (Entwicklungs-)Rückschritt darstellen. Dessen müssen sich Unternehmen bewusst sein. Speziell dann, wenn sie auch in Zukunft konkurrenzfähig bleiben möchten beziehungsweise als potentielle:r Arbeitgeber:in für Jobsuchende in Frage kommen wollen.
Welche konkreten Vorteile bieten WFH, Remote, Office & Co?
Die Mitarbeitenden bei Openers sind der Meinung, dass es unterschiedliche Arbeitstypen und -persönlichkeiten gibt, zu denen wiederum unterschiedliche Arbeitsmodelle passen. Jede:r muss also für sich selbst herausfinden, welche Art und Weise zu arbeiten die individuell richtige ist – natürlich unter Absprache mit den Geschäftsführer:innen und den Team-Mitgliedern.
Werte wie Selbstständigkeit und Selbstverantwortung werden in einem partizipativen System wie dem bei Openers großgeschrieben. Außerdem sind auch Teilzeitmodelle und das Überdenken festgefahrener bzw. veralteter Strukturen zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Es war also nur eine Frage der Zeit – oder von Corona – bis sich das Remote Arbeitsmodell fest im Unternehmen verankerte.
Während die Geschäftsführerinnen, gleichzeitig Gründerinnen, stets versuchen, individuelle Bedürfnisse zu berücksichtigen, haben sich bei den unterschiedlichen flexibleren Arbeitsmodellen nun Strukturen herauskristallisiert. Es gibt also ein existierendes Framework, welches Freiheiten mit Regelungen kombiniert, sodass im Endeffekt keine Anarchie herrscht, sondern ein vertrauensvolles und durchdachtes Miteinander, das jede:n Einzelne:n, aber auch das Team widerspiegelt.
Making your digital nomad dreams come true – Wie kann Remote Work nun also in der Praxis funktionieren?
Zugegeben: Es ist nicht alles Gold was glänzt und auch ein Leben a la Digital Nomad Manier will gelernt sein. Das bedeutet konkret, dass es neben Vertrauen und gutem Selbstmanagement einige Dinge zu beachten gibt, die das remote Arbeiten erleichtern. Durch ihre persönlichen Erfahrungen während ihrer viermonatigen remote Zeit in Portugal kann Selina Lücke folgende sieben Erkenntnisse teilen:
1. Remote work basiert auf Ownership, sowie Vertrauen zwischen dir und den Führungskräften
Nur, wenn Mitarbeitende genügend Eigenverantwortung aufbringen, kann Remote Arbeiten gelingen. Das bedeutet, dass alle Dinge, die erledigt werden, auch gewissenhaft abgearbeitet und Deadlines eingehalten werden müssen. Hier tickt jede:r anders, aber mir hilft es, meinen Tag gut zu strukturieren, eine To-do-Liste zu führen und mit meinen Kolleg:innen zu besprechen, welche der Tasks die absolute Prio haben.
Es kommt also auf eine richtig gute Selbstdisziplin an, die man erlernen sollte. Außerdem darf das Vertrauen, welches die Führungskräfte dir entgegenbringen, nicht missbraucht werden. Ich wusste beispielsweise stets, dass ich mit allen Problemen und Bedenken auf meine Chefinnen zukommen kann. Genauso, wie sie wussten, dass sie mit mir sprechen konnten, sollte es doch mal nicht ganz so rund laufen. Außerdem war ich auch bereit, für wichtige Termine in Deutschland anzureisen.
2. Work-Life-Balance – Privatleben und Arbeitsleben nicht zu sehr verschwimmen lassen
Wenn meine Zeit in Portugal eines war, dann auf jeden Fall motivierend. Dadurch, dass ich eine der Ersten im Betrieb war, die so lange aus einem anderen Land gearbeitet hatte, wollte ich unbedingt zeigen, dass diese Art und Weise zu arbeiten für mich funktioniert. Aber nicht nur dieser “Behauptungsdrang”, sondern auch die neue Umgebung, die Abwechslung und das gute Wetter ließen meine Kreativität und Produktivität übersprudeln.
Obwohl sich Beruf und Privatleben während des remote Arbeitens gut vereinbaren ließen, musste ich darauf achten, dass die Grenzen zwischen beruflichem und privatem nicht zu sehr verschwimmen. Hier musste ich stark darauf achten, dass mein Feierabend auch wirklich Feierabend bedeutet. Ein wichtiges Learning auch für die Zeit “post remote”.
3. Kommunikation ist Key: Auch digitale Formate zum Austausch schaffen
Persönlicher Austausch und Kommunikation im Team sind wichtig. Während kurze Flurgespräche oder gemeinsame Lunches im Büro selbstverständlich sind, fällt dieser Aspekt erstmal weg, wenn aus einem anderen Land gearbeitet wird. Das kann an der Motivation nagen. Daher haben wir bei Openers regelmäßige 1:1s eingeführt, bei denen jede Woche zwei Personen aus dem Team zusammengewürfelt werden, um sich über Videocall – oder auch gerne vor Ort, falls möglich – auszutauschen. Trau dich außerdem, eigeninitiativ nach kurzen Meetings zu fragen, sollte das Bedürfnis entstehen, noch mehr miteinander kommunizieren zu wollen.
4. Raum schaffen, wenn kein Office vor Ort ist
Genau wie im ständigen Home Office kann es vorkommen, dass dir selbst im Urlaubsparadies die Decke auf den Kopf fällt. Informiere dich also vorab bereits, ob in deiner Umgebung ein paar Co-Working Spaces, oder schöne Cafés mit Internetzugang zur Verfügung stehen. So kannst du mindestens für ein paar Stunden in der Woche aus einem dezidierten Arbeitsraum aus arbeiten. Und wer weiß – vielleicht schlägst du damit sogar zwei Fliegen mit einer Klappe, denn Co-Working Spaces bedeuten Gleichgesinnte.
5. FOMO und Wertschätzung für das Miteinander
Ultimativ hat meine Zeit im Ausland definitiv zu mehr Bezug zu meinen Kolleg:innen geführt. Denn was ich während des remoten Arbeitens nicht ersetzen konnte, waren die spontanen Treffen im Office, die gemeinsamen – auch privaten – Gespräche und die ein oder andere Office-Feier. Generell ist uns bei Openers aufgefallen, dass vor allem nach einer längeren remote Phase das Büro sehr frequent genutzt wird und auch wieder ein stärkeres Miteinander herrscht.
6. Die richtige Prep ist alles
Steuern und rechtliche Gegebenheiten klingen zwar nicht ganz so sexy, sollten aber auf jeden Fall mitbeachtet werden, bevor du deine sieben Sachen packst und in Richtung Sonne fährst. Informiere dich also vorab darüber, was rechtlich bei euch im Betrieb erlaubt ist, um auf der sicheren Seite zu sein.
Auch steuerrechtliche Themen könnten aufploppen – je nachdem, wie lange du vorhast, remote zu arbeiten. Um vor Ort sorgfältig und ordentlich tätig werden zu können, ist es außerdem schlau, für eine gute Ausstattung zu sorgen – für Digital Nomads ist neben einem Surfbrett für die Freizeit ja bekanntlich die Hardware (der Laptop) das wichtigste Gut. Die Technik sollte auf jeden Fall funktionieren und auf dem neuesten Stand sein. Finde heraus, was du für die Arbeit brauchst – ob ein Stehtisch, eine zusätzliche Computermaus, oder -tastatur.
7. Digital Nomad Policy im Unternehmen etablieren
Remote zu arbeiten ist stark Job-abhängig und solltest du in deinem Unternehmen das große Glück haben, es umsetzen zu können, erarbeite am besten in Absprache mit den Führungskräften ein System, das für alle gleichermaßen funktioniert. Uns war es beispielsweise sehr wichtig, dass wir vor allem gegenüber unseren Kunden diesbezüglich aligned sind und wir diese remote Phase klar und transparent kommunizieren – und auch klar ist, dass wichtige Termine, sowohl mit dem Kunden als auch intern – in persona wahrgenommen werden müssen.
Famous last words
Neben allen oben genannten Vorteilen und bleibt Remote Work, was es ist: Arbeit. Und definitiv mehr Eigenverantwortung und Selbstdisziplin als der tägliche Gang ins Büro. Es lohnt sich aber, genau das auszuprobieren und für sich selbst – und als Unternehmen – herauszufinden, was man leisten kann, und möchte. Genau dieser individuelle Ansatz macht alternative und neue Arbeitsmodelle so spannend – sie erfordern die Mitarbeit und transparente Kommunikation aller Mitarbeitenden, was in Konsequenz einen regelrechten Motivations-Boost für alle geben kann. Worauf also warten?
Selina Lücke ist Communications Managerin bei Openers und spezialisiert auf ein heiß diskutiertes Thema: Die Gen Z. Als Teil davon weiß sie aus erster Hand, was die Young Professionals vom Arbeitsmarkt erwarten. Mit Insider-Tipps baut sie Brücken zwischen den Generationen und plädiert für mehr Verständnis füreinander.